🖤 Vor ein paar Tagen ist ein guter Freund gestorben. Viel zu früh ist er nach schwerer Krankheit aus dem Leben geschieden und ich stelle mir immer wieder die Frage, warum! Es ist so unwirklich und unbegreifbar und ich will es gar nicht wahrhaben. Auch wenn es absehbar war und der Tod seit der Krankheit des Freundes näher an mich herangerückt ist. Wie die meisten in unserer Gesellschaft hatte ich ihn ziemlich ausgeblendet und weggeschoben. Erst als mein Freund gestorben ist, konnte ich ihn nicht mehr verdrängen.
Das erste Mal habe ich mich richtig mit dem Tod beschäftigt als meine Mutter vor 11 Jahren starb. Ich bekam damals ein Buch von Elisabeth Kübler-Ross in die Hand, die große Sterbeforscherin, die sehr viele Interviews mit Sterbenden geführt hat. Sie hat den Kranken zugehört und erfahren, wie es den Menschen geht, wenn sie unheilbar krank sind und den Tod vor Augen haben. Welche Ängste da sind, welche Bedürfnisse, welches Bedauern um das, was sie versäumt haben. Denn der Blick auf das Leben verändert sich im Angesicht des Todes. Und wir Gesunde können davon lernen, wenn wir die Sterbenden begleiten.
💟 „Die Sterbenden waren schon immer Lehrer großer Lektionen, denn wenn wir ans Ende des Lebens gedrängt werden, sehen wir es am deutlichsten. Indem sie ihre Lektionen mit uns teilen, lehren uns die Sterbenden viel über den unermesslichen Wert des Lebens selbst.” Elisabeth Kübler-Ross
Natürlich bin ich traurig😥, dass mein Freund nicht mehr da ist. Und diese Trauer wird auch noch länger anhalten. Aber es lässt mich auch innehalten, auf mein Leben blicken und dankbar sein für das, was ich habe. Wieder die Details zu sehen, die das Leben so besonders machen, die Augenblicke wahrzunehmen und zu genießen. Und den Blick wieder zu schärfen, was mir in meinem Leben wirklich wichtig ist.
Neben der Trauer, Dankbarkeit und dem Innehalten, stelle ich mir auch die Frage, warum wir den Tod so verdrängen und was das mit uns macht.
🪷Dabei bin ich auf „Das tibetische Buch vom Leben und Sterben“ von Soypal Rinpoche gestoßen, das aus buddhistischer Sicht ein tieferes Verständnis von Leben und Tod vermittelt.
Der Buddhismus, wie die meisten großen Weltreligionen glaubt daran, dass das Leben nach dem Tod nicht zu Ende ist. Ein sehr tröstlicher Gedanke, der in unserer modernen, materialistischen und atheistischen Gesellschaft immer weniger Anhänger findet. Doch egal, ob man daran glaubt oder nicht, hat nach Rinpoche, die Verdrängung des Todes zu den katastrophalen Folgen auf unserem Planeten 🌍 geführt. Die Zerstörung der Umwelt für kurzfristige Eigeninteressen und selbstsüchtiges Verhalten, entstanden aus dem Denken, dass dieses Leben das einzige ist. Menschen, die an ein Weiterleben glauben, besitzen dagegen einen Sinn für persönliche Verantwortung und Ethik, meint Rinpoche. Und ich finde, das klingt sehr schlüssig!
Vom tibetisch-buddhistischen Standpunkt besteht unsere Existenz aus vier Phasen: 1. Leben, 2. Sterben und Tod, 3. Die Phase nach dem Tod, 4. Wiedergeburt. Um in die Phasen des Sterbens eintauchen zu können, ist es nach Rinpoche notwendig, sich mit der Vergänglichkeit auseinanderzusetzen, um die wahre Natur des Selbst oder wie es in der Yogalehre heißt, Atman, den göttlichen Wesenskern des Individuums in uns zu entdecken. Denn eigentlich kennen wir meist nur unser „Ego“, die ganzen Rollen, die wir Tag für Tag spielen. Und dieses ist fast nur von außen geprägt. Wer sind wir ohne unseren Partner, Beruf, Familie, Freunde, Besitz, Erfolg… ? Auf diese brüchigen Stützen bauen wir unsere Sicherheit. Wenn uns das alles genommen würde, wüssten wir dann noch, wer wir wirklich sind?“, schreibt Rinpoche. Die Angst vor der Vergänglichkeit und dem Tod macht es uns so schwer, im Hier und Jetzt zu leben, die Augenblicke zu genießen. Und doch ist die einzige Gewissheit des Lebens die Vergänglichkeit und der Tod. Alles ändert sich in jedem Augenblick, nur das ist wirklich sicher. Mal mehr mal weniger. Und die Angst und Abwehr davor, lähmt uns nur.
Deshalb ist der einzige Weg zu einem guten Leben, dem Tod und der Vergänglichkeit ins Auge zu sehen, sie als Teil des Lebens anzunehmen und unser Leben und das Leben aller anderen Lebewesen wertzuschätzen. Dazu müssen wir auch alte Gewohnheiten und Gewissheiten aufgeben. Dies ist ein langer Prozess, aber es lohnt sich, sich auf den Weg zu machen.
Eine kleine Inspiration dazu gibt dieses Gedicht:
Autobiographie in 5 Kapiteln
1.
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren… Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos wieder herauszukommen.
2.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sehe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.
3.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein… aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.
4.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.
5.
Ich gehe eine andere Straße.
Wenn wir älter werden, rückt die Vergänglichkeit immer näher. Deshalb ist es jetzt Zeit, sich mehr dem eigenen Selbst zuzuwenden. Das hilft, positiv älter zu werden.
Hast du Lust auf das Thema bekommen? Dann komm doch zu meinen „Positive Aging Yoga“ Workshops.
Am 8. Oktober 2023 von 13 – 16 Uhr im neuen Studio „RiverFlow“ in Kirchheim bei München
oder
am 22.Oktober 2023 von 13 – 16 Uhr im Studio Yogabee in München-Westend.
Für Yogalehrer*innen oder andere Interessierte biete ich auch eine 2-tägige Wochenendfortbildung „Positive Aging“ 30.9./1.10.2023, jeweils 8 – 17 Uhr im Lovelysita in Prien am Chiemsee an.
Vielleicht ist ja etwas für dich dabei. Ich würde mich sehr freuen, dich zu sehen!
Deine Sabine
Bin sehr interessiert dabei zu sein. Lebe überwiegend im Chiemgau.
Das freut mich!