Yogasutra

Wie das Yogasutra von Patanjali den Weg zu einem positiven Älterwerden weist

Der Achtgliedrige Pfad ist ein praktischer Leitfaden zu innerer Freiheit. Es ist ein Prozess, ein langer Weg, der viel Disziplin (Abhyasa), aber auch Gleichmut (Vairagya) braucht. Die meisten Menschen beginnen mit den Asanas und wenden sich erst langsam den anderen Schritten zu. 

 

  1. Yamas – Umgang mit der Umwelt 
  2. Nyamas – der Umgang mit dir selbst
  3. Asana – der Umgang mit dem Körper 
  4. Pranayama – der Umgang mit dem Atem 
  5. Pratyahara – der Umgang mit den Sinnen
  6. Dharana – Konzentration 
  7. Dhyana – Meditation 
  8. Samadhi – die innere Freiheit 

Abhyasa und Vairagya: Disziplin und Gleichmut

Ziele zu erreichen, gibt dem Leben einen Sinn. Das bedeutet aber auch Veränderung. Doch wer kennt es nicht, mit der Umsetzung hakt es oft. Doch Ziele zu erreichen, ist oft eine Kraftanstrengung, die viel Disziplin und Ausdauer (Abhyasa) abverlangt.  

Yogash citta vritti nirodhah heißt es im Sutra 1.2. bei Patanjali – . Yoga ist, wenn die Bewegungen des Geistes zur Ruhe kommen. Das erreichen wir nur, wenn wir regelmäßig und beharrlich üben, wenn wir dranbleiben.  Aber mit Leichtigkeit und Gleichmut (Vairagya). Das ist leichter gesagt, als getan, aber wenn nur das Ergebnis im Vordergrund steht, dann wird die Zielerreichung zum inneren Zwang. Lebensfreude können wir aber nur entwickeln, wenn wir das „sollen“ und „müssen“ aufgeben und etwas nur für uns tun. 

Wenn wir älter werden, wird vieles anstrengender und wir benötigen mehr Kraft, um unsere Ziele zu erreichen, aber unsere Lebenserfahrung schenkt uns mehr Gleichmut und Leichtigkeit und hilft uns, den Fokus auf die Liebe zu uns selbst und auf unser Wohlbefinden zu legen. 

 

 

Die Yamas

1. Ahimsa – Gewaltlosigkeit  

ist eines der obersten Gebote der Yogalehre und das nicht nur gegenüber anderen, sondern auch uns selbst gegenüber. Gerade, wenn wir älter werden, sollten wir uns weniger verurteilen und bewerten, sondern sanftmütiger mit uns selbst umgehen. Dadurch senden wir auch eine liebevolle Schwingung an andere. Und das kommt dann als Resonanz zu uns zurück und macht unser Leben und unsere Beziehungen deutlich entspannter.  

 

  1. Satya– Wahrhaftigkeit

lehrt uns den wahren Blick, auf das was ist. Dadurch erkennen wir, was gut für uns ist, wo wir gut sind und was wir wollen. Es eröffnet uns die Sicht auf unsere Stärken und Potenziale. Und ermöglicht uns ehrlich zu uns selbst und zu anderen zu sein. Wenn wir Älterwerden schärft sich der Blick, auf das, was wirklich richtig und wichtig ist, denn wir können auf viele Lebenserfahrungen zurückblicken.  

 

  1. Asteya– Nicht begehren 

möchte uns motivieren, uns mehr um unsere innere Entwicklung als um unseren Besitzstand zu kümmern. In unserer Konsumgesellschaft sind die Verlockungen und Versprechungen durch materiellen Wohlstand groß. Doch wenn wir älter werden, merken wir immer mehr, dass Konsum nur wenig glücklich macht. Denn der Reiz des Neuen ist schnell vorbei und verblasst. Und ständig Neues im Vergleichen mit anderen setzt uns nur unter Stress. Es ist die Zeit zu erkennen, dass wir nur glücklich werden, wenn wir unsere InnereWerte leben und Sinn finden in unserem Tun. 

 

  1. Brahmacarya– Maßhalten 

lehrt uns Maß und Ausgewogenheit in den Dingen des Lebens. Unser Körper und Geist verändern sich im Laufe des Lebens. Es geht nicht mehr alles, wenn wir älter werden. Das sollten wir erkennen, mehr auf uns achten und maßvoller mit uns umgehen. 

 

  1. Aparigraha– Bescheidenheit 

möchte uns lehren, das Leben so anzunehmen, wie es ist, sich mit dem zu bescheiden, was wir habenErwartungen und alte Denkmuster loszulassen und unseren eigenen Wert zu erkennen. 

 

Die Nyamas

  1. Shauca  Reinheit 

Um Lebensfreude zu finden, müssen wir uns reinigen von Hindernissen, alten Glaubenssätzen und Erwartungen. Gerade im Alter geht es darum, den Körper bewusst fit und beweglich zu halten, sich gesund zu ernähren und den Körper zu pflegen. Aber auch dem Geist immer mehr Ruhe zu gönnen, sich mehr zu besinnen und zu erkennen, was wir wirklich wollen. 

 

  1. Samtosha– Zufriedenheit 

lehrt uns, unser Leben so anzunehmen, wie es ist. Gerade wenn wir älter werden, fällt uns das oft schwer. Doch anstatt zu jammern und Zufriedenheit nur von Äußerlichem abhängig zu machen, gilt es in den reiferen Lebensjahren umso mehr, den Blick nach Innen zu wenden. Dankbarkeit zu praktizieren, für das was wir haben. Wenn wir das erkennen, wird aus Zufriedenheit Glück. Denn Samtosha ist eine Frage der Inneren Haltung. 

 

  1. Tapas – Selbstdisziplin und Enthusiasmus

Unser inneres Feuer ist die Antriebskraft in unserem Leben. Das Älterwerden steht uns da oft im Weg, unsere innere Kraft zu entfalten. Glaubensätze, wie „ich bin zu alt“ oder wenn ich jünger wäre“ halten uns von der Erfüllung unserer Wünsche oft ab. Deshalb brauchen wir oft Selbstdisziplin und Ausdauer, um diese Blockaden zu überwinden. Und das sowohl im Körper, um gesund zu bleiben, als auch im Geist. Wenn wir Hindernisse überwunden haben, fühlen wir uns leichter und unsere Lebensfreude kann sich entfalten.  

 

  1. Svadhyaya– Selbststudium und Selbstreflexion 

Das Leben ist ein langer persönlicher Entwicklungsprozess. Diesen bewusst wahrzunehmen und zu steuern, will uns Svadhyaya lehren. Je bewusster wir uns wahrnehmen, was wir denken und  

tun, desto weniger leben wir nur in unseren automatischen Reiz -und Reaktionsmustern, die durch viele Erfahrungen und Prägungen entstanden sind. Je genauer wir hinschauen, die inneren Dialoge zulassen, sie wahrnehmen, desto mehr werden wir erkennen, wer wir wirklich sind und Weisheit erlangen. 

 

  1. IshvaraPranidana – Hingabe 

Lehrt uns, dass alles in unserem Leben einen Sinn hat, auch wenn alle unsere Pläne plötzlich über den Haufen geworfen werden durch ein Ereignis.  Es hilft uns Widrigkeiten zu akzeptieren und die Chancen sich weiterzuentwickeln, darin zu sehen. Es ist das Urvertrauen in uns, dass alles irgendwie gut ist und wird. Diese Haltung hilft uns auch, die Widrigkeiten des Älterwerdens anzunehmen und auf die positiven Seiten des Lebens zu schauen.