Allein – und doch nicht einsam

🌟🌟Alleinsein ist ein Zustand, den sich viele wünschen, aber der sich oft ganz anders anfühlt, wenn er wirklich eintritt.

 
💟 Mein Mann ist vor Kurzem für zehn Tage verreist. Ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, einige Tage ganz für mich allein zu haben. Zeit, in der niemand etwas von mir möchte, keine gemeinsamen Pläne anstehen, einfach nur Raum für mich. Doch als es so weit war, fühlte es sich ganz anders an, als ich erwartet hatte. Plötzlich war da nicht mehr die ersehnte Freiheit, sondern ein seltsames Gefühl von Leere. Ich fiel in einen merkwürdigen Zustand zwischen Hyperaktivität und Phlegma: einerseits voll in der Planung, um nicht in ein Loch zu fallen – andererseits unentschlossen, womit ich überhaupt beginnen sollte.
Es ist nicht so, dass ich nichts zu tun hätte. Ich kann mich meinem Yogaprojekt „Positive Aging“ widmen, meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten und natürlich auch meinem Enkelkind. Und doch fehlte etwas – der vertraute, meist sofort verfügbare Kontakt zu meinem Lebenspartner. Das spontane Gespräch, das Teilen von Gedanken, die Nähe.

Natürlich ist das nicht dramatisch und nur vorübergehend. Doch es hat mich überrascht, wie stark es mich beschäftigt hat. Früher war ich oft so eingespannt, dass solche Gefühle gar nicht erst aufkamen. Doch jetzt, wo ich mehr Zeit habe, nehme ich sie bewusster wahr. Und das fühlt sich ambivalent an: befreiend und beunruhigend zugleich.

Heute ist es gut, dass ich innehalte, dass ich diesen Moment der Selbstwahrnehmung nutze – indem ich darüber 🖋️schreibe. Denn je älter wir werden, desto häufiger begegnet uns das Alleinsein.

Wenn sich das Leben verändert
Der erste Einschnitt kommt oft, wenn die Kinder 👫 aus dem Haus gehen. Der zweite, wenn wir unsere berufliche Tätigkeit beenden. Die alltäglichen Kontakte und Routinen, die uns lange getragen haben, fallen weg. Das kann zunächst wie ein Verlust wirken – und doch liegt darin auch eine Chance: Wir haben die Möglichkeit, uns ganz bewusst nur noch den Menschen und Beziehungen zu widmen, die sich wirklich gut anfühlen. Und wir dürfen – oder besser: wir müssen – lernen, mit dem Alleinsein Frieden zu schließen.
Doch was genau ist Alleinsein eigentlich? Wann wird es zur wohltuenden Zeit mit uns selbst – und wann fühlt es sich wie Einsamkeit an?
  
Alleinsein ist ein Zustand – Einsamkeit ein Gefühl
Alleinsein ist zunächst nur ein objektiver Zustand. Einsamkeit dagegen ist eine subjektive Bewertung – und damit hoch individuell. Jede und jeder erlebt das anders. Es hängt ab von unserer Sozialisation, unseren Beziehungserfahrungen, unserem Bedürfnis nach Kontakt.
In einer immer stärker digitalisierten Welt nehmen persönliche Begegnungen zunehmend ab. Online-Meetings, Homeoffice, soziale Netzwerke – so praktisch all das ist, sie ersetzen nicht das Erleben echter Nähe. Facebook-Freundschaften und Instagram-Kontakte wirken oft eher oberflächlich als verbindend.
Wir alle sind soziale Wesen. Wir brauchen Zugehörigkeit, menschliche Resonanz, die Wärme echter Begegnungen. Studien zeigen: Positive soziale Beziehungen wirken sich unmittelbar auf unsere Lebenszufriedenheit, unsere Gesundheit und sogar unsere Lebenserwartung aus. Sie bilden das „R“ für „Relationships“ im PERMA-Modell von Martin Seligman, dem Begründer der Positiven Psychologie – und sind ein zentraler Baustein für ein erfülltes Leben.

Die Qualität des Alleinseins
Interessanterweise kann ich mich auch einsam fühlen, obwohl ich viele Menschen um mich habe. Denn erfüllende Beziehungen beginnen bei uns selbst. Ich muss mit mir in Verbindung sein, um mich auch mit anderen wirklich verbunden zu fühlen.
Dafür ist es wichtig, immer wieder Zeit allein zu verbringen – mit uns selbst, mit unseren Gedanken, mit dem, was in uns lebendig ist. Doch genau das fällt uns heute schwer. In unserer multimedialen Welt sind wir fast ständig abgelenkt. Das Smartphone ist zu einem ständigen Begleiter geworden – ein kleines Multitalent, das Uhr, Wecker, Unterhaltungszentrale, Informationskanal, Gesundheitscoach und vieles mehr in einem ist.
Bewusste Pausen, in denen wir einfach nur sind, sind selten geworden. Statt innezuhalten, greifen wir automatisch zum Handy – auch in Momenten, in denen früher einfach nur Leerlauf war: im Wartezimmer, an der Bushaltestelle, im Café.
Wir verlernen die Fähigkeit, allein zu sein. Dabei liegt gerade darin eine große Kraft. Erst im Alleinsein kann ich mich wirklich spüren, meine Bedürfnisse wahrnehmen, Klarheit finden – und daraus echte Verbindung zu anderen schaffen.
Die Soziologin Sherry Turkle, Professorin am Massachusetts Insitute of Technology, bringt es treffend auf den Punkt: Wenn wir die Beziehung zu uns selbst nicht pflegen, suchen wir in anderen Menschen Ersatz für das, was uns fehlt. Sie werden zu einem „Ersatzteillager“ für unser eigenes Unverbundensein
 
Alleinsein üben – mit Achtsamkeit und Yoga
„Verbringe jeden Tag einige Zeit mit dir selbst“, empfiehlt der Dalai Lama. Denn nur so entwickeln wir Selbstreflexion, Mitgefühl – und ein echtes Gespür für unsere innere Stimme.
Das klingt einfach. Doch es ist oft schwer umzusetzen. Allein der Versuch, das Handy mal für ein paar Stunden auszuschalten, kann schon ein Gefühl von Kontrollverlust auslösen.
Hier kann Yoga ein wertvoller Weg sein. Denn Yoga lädt uns ein, die Aufmerksamkeit wieder nach innen zu richten – auf den Körper, den Atem, den Moment. In der Asanapraxis, in der Meditation, im Pranayama lernen wir, mit uns selbst in Verbindung zu treten. Wir üben uns darin, unsere Gedanken zu beobachten, unsere Gefühle wahrzunehmen und uns selbst liebevoll zu begegnen.
So kann Alleinsein zur Quelle von Klarheit und Kraft werden – statt sich wie ein Mangel anzufühlen.

Zum Ausklang: Eine kleine Meditation der Dankbarkeit
Wenn du magst, probiere diese Dankbarkeitsmeditation. Sie hilft dir, in Kontakt mit dir selbst zu kommen – und mit dem, was gerade gut ist in deinem Leben.

➡️ Wenn du tiefer eintauchen möchtest in die Verbundenheit mit dir, komm zu meinem Tagesretreat „Yoga und die positiven Emotionen“ am 20. September 2025 in Fürstenfeldbruck

➡️ Oder erfahre in meinem Buch „Positive Aging Yoga“ mehr über die positiven Emotionen.
 
➡️ Oder buche einen meiner Online-Kurse.
 
 
Ich freue mich auf dich!
 
Namaste 🙏
 
Deine Sabine